Veronica Fusaro

New Swiss Pop Night

Langsam und träge ist es, das schleichende Gift, dafür umso schmerzhafter – und manchmal sogar tödlich. Genau so fühlt er sich an, dieser stille und nachdenkliche Moment, wenn unerfüllte Sehnsucht den Körper lähmt. Ohnmacht paart sich mit Wut, gibt Kraft für ein letztes Aufbäumen, bis Gleichgültigkeit und Leere sich breit machen und das Gift seine betäubende Wirkung entfacht. „Venom“ – Gift also – heisst die neue Single von Veronica Fusaro, die der Wirkung von Gift und Boshaftigkeit auf packende Weise eine Klangidentität verleiht.

Schwer schleppen sich die Beats, Bässe und Bläser durch das Stück. Sie bilden die düstere Grundierung für ein geheimnisvolles Klangbild, das die Sängerin und Songschreiberin aus Thun wie ein mächtiges Mahnmal in den Raum stellt. Alles ist dabei auf ein Minimum reduziert. Die jazzig-weichen Synthiesounds, die phasenweise wie warmes Blut durch den Song pulsieren. Die flüchtigen Frauenstimmen, die wie ein spöttischer Geisterchor mit Veronica Fusaros vielschichtigem Gesang kontrastieren. Die überraschenden musikalischen Verzierungen, die Spannung und Dynamik erzeugen. Diese Musik wächst nicht durchs Dazutun, sondern durchs Weglassen. So tritt zu Tage, was sie besonders macht: die spannungsvolle, leidenschaftliche Stimme von Veronica Fusaro. Sie schmeichelt, bittet, klagt, droht. Und das mit einer rhythmischen Präzision, die die Faszination der starken Schweizer Newcomerin für Hip-Hop und Dub-Beats erahnen lässt. Sie hat den Mut, sich sanft an den Sound anzulehnen, der in den USA Grössen wie The Weeknd oder Drake zu Superstars macht, ohne jedoch dabei ihre eigenen Roots zu verleugnen.

„Venom“ wirkt dennoch frisch und ungeschliffen. Es ist Musik, die den Zuhörer fesselt, ihn in ihren Bann zieht, zum Hören verführt und in sie versinken lässt. Verführerisch? Ja! Aber Achtung: Manchmal ist Verführung auch Gift – ein schönes, aber nicht ohne Risiko!