Design – Mehrspur Blog #4

Wir alle kennen sie. Vertieft in geschmeidige Satzphrasen aus Büchern der Beat Generation besetzen sie die Kaffees deiner Stadt. Ihre Bücher versehen die Catwalks von ihren Instagram Accounts zusätzlich mit einer angenehmen verblassten Stimmung.

Sie sehen weit besser aus als wir. Und sie tragen exklusivere Kleidung als wir. Kleidungsstücke, deren Boutiquen du niemals findig machen wirst, weil sie irgendwo in einer Seitengasse der Lower East Side in New York versteckt sind. Und einem höchstens per SMS-Codewort der Eintritt gewährt wird. Sie fahren schnittigere Fahrräder, haben ihre Körper mit cooleren Tintenfragmenten verziert und gehen an die stimmungsvolleren Parties als wir. Sie entscheiden, wie das nächste Handy dass du dir kaufen wirst aussehen wird und ob dir das neue Album deiner Lieblingsband gefällt oder nicht.
Sie, das sind Designer.

Ich bekomme oft zu hören, dass Designer keine Künstler seien, und dass Kunst kein Design sei. Wenn ich mir jetzt aber ein äusserst provokatives Gemälde eines aufstrebenden Künstlers neben meine Lumas-Schnäppchen hänge, ist es dann immer noch Kunst? Oder wird dem Werk dadurch der Status „Kunst“ entzogen?

Ich glaube, wir müssen anfangen, uns ernsthaft Gedanken darüber zu machen, gemeinschaftliche Offspaces zu mieten. In diese Genossenschafts-White-Cubes könnten wir dann unsere Kunst aufreihen, um noch behaupten zu dürfen, richtige Werke zu besitzen.
Nicht nur, dass man so wöchentlich tolle Apéros mit Gleichgesinnten veranstalten könnte, man muss sich auch weniger den Kopf darüber zerbrechen, mit welchen Sachen man seiner Wohnung einen kultivierte Note verleihen kann. Verheerend wäre dann, Möbel jeglicher Art in diesen White Cube stellen. (Auch wenn es, zugegeben, alles viel gemütlicher machen würde.)

Natürlich darf man sich auch niemals auf eine abstrakte 3D-Installation setzen oder auf irgendeine eine farbige Flauschigkeit, die am Boden klebt. Ansonsten könnten sich Künstler und Designer an den Kragen fahren, weil sie nicht mehr erkennen würden, wo die Grenze zwischen Zweckobjekt und Kunstwerk liegt.

Egal. Ob Künstler oder nicht, spätestens nach vier Bier vertragen wir uns alle. Um das ausgiebig zu beweisen, treffen wir uns am Donnerstag dem zweiten Oktober im Mehrspur zur ersten Design Party.
Na dann, prost!

Der Mehrspur Blog erscheint ein- bis zweimal monatlich und widmet sich jeweils einem Thema rund um die vielseitige Mehrspur-Welt im Toni-Areal © by Phil Cron